Von Raubtieren, Honig und Splittern im Auge: Feedback geben und annehmen

Harmlos und ungefährlich? Von wegen! Feedback zu geben, gleicht einer Raubtierfütterung: Ich muss behutsam vorgehen und damit rechnen, dass meinem Gegenüber nicht alles schmeckt, was ich ihm serviere.

Feedback ist bei uns in der Marantec Group zu einem wichtigen Bestandteil geworden. Um Veränderung voranzutreiben, müssen wir uns und unser Handeln immer wieder reflektieren. Und einander Rückmeldungen geben. Die Betonung liegt auf: einander. Wer Feedback gibt, muss es auch annehmen können. Und umgekehrt.

Mehr als nur Kritik

Was vielen nicht klar ist: Feedback ist nicht gleich Kritik. Letztere kann ein Bestandteil davon sein, aber keinesfalls die Hauptkomponente. Ein gutes Feedback enthält Lob, konstruktive Verbesserungsvorschläge oder hilfreiche Fragen, die zum Nachdenken anregen. Zudem sollte es viel tiefer gehen als der klassische Satz nach Schulreferaten aka: „Ich fand gut, dass du so frei gesprochen und viele Bilder benutzt hast.“

Üben, üben, üben

Übung macht bekanntlich den Meister – das gilt auch für dieses Thema. Wir müssen lernen, Feedback fair und konstruktiv zu äußern. Wir müssen lernen, Feedback dankend anzunehmen. Und wir müssen lernen, zwischen einer Sachebene und Personenebene zu unterscheiden. Das ist gar nicht so einfach. Umso wichtiger ist es, Feedback in unseren (Arbeits-)Alltag zu integrieren. Dafür braucht es vor allem Vertrauen. Und Zeit, um dieses Vertrauen aufzubauen und zu festigen.

Der Drang, sich rechtfertigen zu müssen

Ich kenne nur wenige Leute, von denen ich denke, dass sie vorbildhaft mit Feedback umgehen. Auf der anderen Seite kenne ich viele Leute, die sich selbst als kritikfähig bezeichnen – und das immer wieder betonen. Ist es nicht interessant, dass es hier offenbar eine Lücke zwischen Selbst- und Außenwahrnehmung gibt? Von mir selbst würde ich sagen: Ich bin noch nicht so kritikfähig, wie ich es gerne wäre. Aber ich arbeite daran. Und das ist es doch, was zählt, oder nicht?

Die Sache ist: Kein Mensch kann von Natur aus gut mit Kritik umgehen, die nicht ausschließlich Lob enthält. Beurteilungen mögen wir nur, wenn sie positiv sind. Am liebsten bekommen wir Honig ums Maul geschmiert. Ist das nicht der Fall, reagieren wir in der Regel ablehnend und verteidigend. Um dieses Verhaltensmuster zu überwinden, müssen wir den Drang nach Selbstrechtfertigung ablegen. Wie das geht? Indem wir Feedback immer als Chance für berufliches und persönliches Wachstum sehen.

Sich selbst überprüfen

Doch auch das Feedbackgeben sollte gewissen Spielregeln unterliegen. Zum Beispiel: Mein Gegenüber kann Feedback nur dann annehmen, wenn ich es vernünftig äußere. Mit der Möglichkeit, Feedback zu geben, muss ich demnach weise und verantwortungsvoll umgehen. Sie ist kein Freifahrtschein dafür, all meine Enttäuschung oder Frustration ungefiltert rauszulassen.

Was mir in Bezug auf Kritikfähigkeit auch noch wichtig geworden ist: Den Ansprüchen, die ich an meine Mitmenschen stelle, muss ich selbst gerecht werden. Bevor ich mich darüber aufrege, dass jemand mein Feedback nicht annimmt, sollte ich mir an die eigene Nase fassen und mich fragen: Wie kritikfähig bin ich? Wie wichtig ist mir Feedback? Bin ich bereit, an mir zu arbeiten?

In dieser Hinsicht richte ich mich nach einer bekannten Stelle aus der Bibel: „Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken im Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!“  (Matthäus 7,2–5)

Feed me, please

Gute Nahrung ist wichtig; das gilt nicht nur für unseren Körper, sondern auch unseren Geist. Wir müssen die Nährstoffe aufnehmen, die uns am Laufen halten und nach vorne bringen. Gerade in der Arbeitswelt kann ein gutes, vertrauensvolles Feedback solch ein Nährstoff sein. Darum möchte ich dich ermutigen: Fordere Feedback aktiver ein, höre es dir an, ohne dich zu rechtfertigen und bedanke dich anschließend dafür. Danach kannst du dir immer noch überlegen, was du davon annehmen kannst und möchtest.

Das Schöne ist ja: Anders als Raubtiere sind wir mehr als unsere Instinkte und können uns bewusst dazu entscheiden, intuitive Reaktionen zu überwinden. Aus kleinen Erfolgen werden dann Gewohnheiten, die uns selbst, unser Team und unser Unternehmen bereichern.

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