„Warum ist Arbeit für viele Menschen etwas Negatives – etwas, das wir tun müssen, um leben zu können?” Diese Frage stellte unsere Geschäftsführerin Kerstin meinen Teammitgliedern und mir in einer Besprechung. Es ging um das Urteil des Bundesarbeitsgerichts zum Thema Arbeitszeiterfassung, das unter anderem dazu dienen soll, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Ausbeutung zu schützen.
Doch ist es wirklich so, dass deutsche Arbeitgeber flexible Arbeit und Vertrauensarbeitszeit erfunden haben, um ihre Mitarbeitenden auszubeuten? Ich denke, dass diese Aussage den vielen Unternehmerinnen und Unternehmern nicht gerecht wird, denen die Zufriedenheit ihrer Teams wirklich am Herzen liegt; die sich aus Überzeugung für mehr Freiheiten und Eigenverantwortung einsetzen.
Ja, Ausbeutung ist real. Und wir dürfen unsere Augen nicht vor unfairer Bezahlung, unvergüteten Überstunden oder mangelnder Wertschätzung verschließen. Doch es ist meiner Meinung nach der falsche Weg, an überholten Konzepten festzuhalten und zu meinen, jede Kleinigkeit kontrollieren und erfassen zu müssen.
Wir brauchen einen völlig neuen Ansatz: Stellt euch mal vor, wir würden Arbeit nicht mehr als Arbeit sehen. Was würde das in unserer Arbeitswelt und darüber hinaus verändern?
Wahrscheinlich arbeiten nur die wenigsten Leute in ihrem Traumjob aus Kindheitstagen, darum geht es auch gar nicht. Vielmehr glaube ich, dass wir es gemeinsam schaffen können, jeden Job, der in unserer Gesellschaft getan wird, wertzuschätzen, fair zu vergüten und mit Sinn zu erfüllen. Der Weg dahin ist lang und steinig: Wir müssen unser Bildungssystem verändern, Ausbildungsberufe wieder attraktiver machen und für eine möglichst flexible Arbeitsgestaltung sorgen – und das nicht nur in Verwaltungsberufen.
Kerstins Frage hat mich noch lange beschäftigt und ich habe mich entschieden, meine Gedanken dazu in einem Sprechgedicht festzuhalten – viel Spaß beim Lesen 🙂
Wenn Arbeit nicht Arbeit wäre
Was, wenn Arbeit nicht Arbeit wäre?
Wenn wir in ihr
einen tieferen Sinn fänden –
für ein verändertes Morgen,
eine bessere Welt?
Was, wenn Arbeit
keine lästige Pflicht wäre,
sondern
ein kleines Workout fürs Gehirn,
für die Hände,
für das Herz,
echte Begegnung,
etwas,
das wir gerne täten,
für uns,
für andere?
Was, wenn wir Montage nicht mehr fürchteten,
und wir nicht nur für das nächste Wochenende,
den nächsten Urlaub lebten?
Was, wenn eine klare Trennung zwischen
Work und Life
nicht mehr nötig,
weil die
Balance
einfach da wäre?
Was, wenn uns manche Arbeiten
nicht wichtiger erschienen als andere,
wenn wir mehr wären
als unsere Noten,
unsere Abschlüsse,
unser Vitamin B?
Was, wenn Stunden nicht gleich Leistung wären?
Wenn es auf individuelle Ergebnisse ankäme,
welcher Art sie auch sein mögen.
Wenn Arbeit nicht Arbeit wäre,
so wäre
Stress auch nicht mehr Stress,
sondern
Leben einfach Leben –
mit allem, was dazugehört.
Als Corporate Editor ist Marisa Wiens Teil des Teams Unternehmenskommunikation bei der Marantec Group.
Sehr interessante Gedanke, die Du da hast;)
LG
Jonas